Unsympathisch: Warum mögen mich nicht alle Menschen

Arbeit an sich selbst

Unsympathisch sein will keiner. Die meisten Menschen haben den Wunsch, von anderen gemocht zu werden. Werden sie anstelle dessen wiederholt abgelehnt, stellen sie sich die Frage: „Warum mögen mich nicht alle Menschen?“ Dabei vergessen sie aber, dass es normal ist, nicht jeden sympathisch zu finden. Du selbst wirst ja auch nicht alle Menschen mögen.

Dennoch hast du einen Einfluss darauf, wie dich andere Menschen sehen. Ob sie dich als sympathisch oder unsympathisch wahrnehmen, hängt stark von deinem Verhalten ab. Bist du anderen gegenüber respektlos, egoistisch, besserwisserisch oder nörgelst du viel, hast an allem etwas auszusetzen und zeigst generell eine negative Haltung, wirkst du unsympathisch und wirst Ablehnung erfahren.

Liegt es hingegen einfach nur an der Sympathie, dann gefallen dem anderen die persönlichen Eigenschaften und Charakterzüge nicht. Das lässt sich dann auch schwer ändern, weil es evolutionsbedingt ist. Du kannst dich noch so sehr bemühen, wenn ihr euch unsympathisch seid, wird es nicht viel bringen.

Was steckt also dahinter, warum dich nicht alle Menschen mögen? Bist du ein Mensch, der alles versucht, um gemocht zu werden? Warum beschäftigst du dich damit und verhältst dich dementsprechend, um anderen zu gefallen?

Wenn du ein Mensch bist, der sein Verhalten so anpasst, damit andere ihn mögen, dann hat das bestimmte Gründe. Setzt du dich mit den Ursachen dieses Bedürfnisses auseinander, wirst du lernen, dass du nicht von allen gemocht werden musst.

Warum mögen mich nicht alle Menschen?

Das ist eine Frage, die sich viele Menschen wiederholt stellen. Die Antwort ist aus meiner Sicht eigentlich eine ganz, ganz einfache. Aus der Evolution heraus versucht die Natur immer wieder zu differenzieren. Das heißt, die Natur schafft Unterschiede, damit sich die Überlebenswahrscheinlichkeit erhöht. Daraus lässt sich schließen, dass es evolutionsbedingt den Mutigen und den Feigen gibt.

Stirbt der Feige, überlebt der Mutige. Und wenn der Mutige stirbt, überlebt der Feige. Genauso ist es auch im Leben, wenn ich Menschen begegne, die ich unsympathisch finde. Es ist ja nicht so, als ob ich sagen würde: „Mich mögen alle, aber ich mag nicht alle.“ Gesund und normal ist es hingegen, wenn ich sage: „Den mag ich mehr, den mag ich weniger und den mag ich überhaupt nicht.“

Was da die Unterschiede tatsächlich sind, ist, wie ich damit umgehe. Grenze ich Menschen, die ich nicht mag, aus? Oder lerne ich, mit ihnen umzugehen?

Das ist schlussendlich entscheidend und macht auch, oder sollte auch, unsere heutige Gesellschaft ausmachen.

Meiner Erfahrung nach lassen sich die Menschen, denen wir begegnen, in je ein Drittel aufteilen, grob gesagt. Ein Drittel der Menschen mögen dich. Da musst du nicht viel dazu tun und kannst sagen: „Okay, ich lerne jemanden kennen. Der gehört zu jenem Drittel, der mich mag. Mit dem komme ich mehr oder weniger gut ins Gespräch und wir verstehen uns.“

Dann gibt es das zweite Drittel. Und die sind noch unsicher, ob sie dich mögen. Irgendwie Ja und irgendwie Nein. Wenn die Situation, das Verhalten und die Art, wie ihr euch näherkommt, stimmt, dann überzeugst du einen großen Teil im zweiten Drittel davon, dich zu mögen. Oder du bewegst sie durch dein eigenes Verhalten, dass sie dich sympathisch finden, obwohl sie vorher unsicher gewesen sind.

Das erste Drittel mag dich also und das zweite ist unsicher. Und jetzt kommen wir zum dritten Drittel. Diese Menschen finden dich unsympathisch und mögen dich nicht. Die schauen dich an und denken: „Die Nase ist schief. Der ist zu klein, zu groß, zu dünn, zu dick.“ Was auch immer. Da besteht eine natürliche Antipathie. Das Problem ist, dass viele genau dies persönlich nehmen. Aus meiner Sicht und Erfahrung ist dieses Verhalten jedoch evolutionsbedingt.

Hast du den Mut zu sagen: „Okay, ein Teil der Menschen mag mich, ein Teil ist unsicher und der andere mag mich nicht und das hat nichts mit mir zu tun, sondern ist evolutionsbedingt“, dann ist das leichter für dich. Es ist eine Möglichkeit der Evolution, zu unterscheiden und zu schauen, dass sich gewisse Menschen begegnen, wo es evolutionsbedingt auch Sinn macht. Und dort, wo es keinen Sinn macht, die gehen auseinander.

Auf einem Boot gibt es nicht nur einen Platz für einen Kapitän. Wenn sich in einer Gesellschaft, die nicht so groß ist, zwei Kapitäne befinden, dann beginnen die zu streiten, weil jeder der Kapitän sein möchte.

Und so gibt es verschiedene soziologische Aspekte, die bewirken, ob du dann gemocht wirst oder nicht. Unterm Strich ist es eigentlich etwas Erlösendes zu sagen: „Sofern das eigene Verhalten einigermaßen in Ordnung ist, kannst du es fast nicht beeinflussen, ob dich jemand mag oder nicht." Ich persönlich finde das sehr entspannend, ganz nach dem Motto: „Ich gebe mir Mühe. Und wenn es nicht reicht, dann hat es nichts mit mir zu tun, sondern mit dem Geschmack des Gegenübers.“ Und ich muss mich ja nicht ändern, nur damit ich jemandes Geschmack entspreche.

Was passiert, wenn du gerade jenen Menschen gefallen willst, die dich nicht mögen?

Genau das ist leider ein sinnloser Versuch, der immer in riesigen Enttäuschungen mündet. Der Wunsch, dass dich jemand mag, der dich unsympathisch findet, bewirkt auch, dass das Selbstvertrauen bricht und du dich unsicher fühlst. Du versuchst, jemanden von etwas zu überzeugen, was ihm nicht entspricht. Natürlich kann es dann auch sein, dass du emotional verletzt bist oder es persönlich nimmst. Aber es ist nicht persönlich, weil es mit Geschmackssache zu tun hat.

In meinem Leben begleiten mich zwei, drei Kernaussagen, die ich persönlich ein wenig lustig finde. Die möchte ich hier kurz erläutern. Ich sage immer: „Was kann die Spaghetti Bolognese dafür, wenn du sie nicht gerne hast?“ Wenn sie also gut gekocht ist, dann kann sie nichts dafür. Sie schmeckt dann nur demjenigen, der die Bolognese gut findet. Und ich bin überzeugt davon, dass es viele Menschen auf der Welt gibt, die Spaghetti Bolognese nicht mögen. Das hat mit dem Gericht an sich nichts zu tun. Es ist einfach Geschmackssache.

Erkenne daher für dich selbst und lasse es auch zu, dass es in Ordnung ist, wenn du nicht allen Menschen gefällst. Es ist nicht möglich, von allen akzeptiert zu werden. Das liegt in der Natur der Sache und eben nicht an dir selbst. Und natürlich gibt es Menschen, die vielleicht ein wenig besser ankommen als andere, aber auch sie haben Leute, die sie unsympathisch finden.

Wie schaffst du es, es nicht persönlich zu nehmen, wenn dich jemand nicht mag?

Da ist es wichtig einzusehen, dass das Gefühl, was du bekommst, eigentlich mehr mit dir selbst zu tun hat und weniger mit deinem Gegenüber. Das Gegenüber lehnt dich ab, weil du nicht seinem Geschmack entsprichst. Du nimmst es persönlich, entwertest dich damit und bringst dich damit in eine Schieflage, weil du nicht zu dir hältst, dich selbst unterstützt und dich im Stich lässt.

Die große Herausforderung besteht darin, die Realität zu akzeptieren und damit Frieden zu schließen.

Ganz nach dem Motto: „Okay, der mag mich jetzt nicht. Das darf er ja, er muss mich ja nicht mögen. Und jetzt muss ich einfach lernen, damit umzugehen.“ Auch wenn ich vielleicht denke: „Mit dem hätte ich jetzt gerne Kontakt gehabt, aber der mag jetzt nicht." Weil, der Umkehrschluss wäre ja: „Wie kann ich ihn dazu zwingen, dass er mich mag?“ Und das wäre dann natürlich eine große Grenzüberschreitung, eine große Manipulation, die so ja auch nicht funktionieren kann.

Prinzipiell ist es der Umgang mit der Enttäuschung, abgelehnt worden zu sein. Du hast nicht gelernt, dich damit auseinanderzusetzen, sodass es nun eine seelische Verletzung hinterlässt.

Wie kommst du aus dem raus, dass du Menschen, die dich nicht mögen, gefallen musst?

Indem du dich ganz klar auf das Drittel fokussierst, das einen guten Bezug zu dir hat. Versuche mit Menschen in Kontakt zu sein, wo das Austauschbedürfnis gegenseitig vorhanden ist. Und ich sage mal so: „Glückliche Menschen sind jene, die das im Leben umzusetzen versuchen, was funktioniert.“ Dabei darf es auch schwerer sein, bis es klappt.

Unglückliche Menschen wollen immer solche Dinge, die nicht funktionieren. Sie akzeptieren auf eine gewisse Art dann auch die Realität nicht.

Es gibt Menschen – und das geht jedem auf der Welt so – die mögen dich. Und es gibt jene, die finden dich unsympathisch. Wenn du diese Realität akzeptierst und es nicht persönlich nimmst nach dem Motto „Was kann die Spaghetti Bolognese dafür, wenn du sie nicht magst?“, dann lernst du, damit Frieden zu schließen und sagst: „Das ist in Ordnung.“

Ein Beispiel dazu: Jemand liebt Fußball über alles. Wenn dieser Mensch jetzt mit jemanden zusammenkommt, der diesen Sport nicht mag, dann regt sich der andere auf, weil der eine die ganze Zeit über Fußball spricht.

Und so zeigen sich Eigenheiten und verschiedene Eigenschaften. Wenn das Gegenüber diese Eigenschaften nicht mag, oder mit ihnen nicht umgehen kann, nicht will oder keine Resonanz hat, dann gibt es instinktiv eine Ablehnung. Diese ist dann ehrlich, weil du dir die Frage stellst: „Will ich mit diesem Menschen eine Beziehung haben, egal auf welcher Ebene? Egal, ob Freundschaft oder Liebesbeziehung. Möchte ich mit einem Menschen eine Beziehung haben, der mich nicht akzeptiert und so gut findet, wie ich bin?“

Ich persönlich sage da eher: „Nein“ und denke mir: „Okay, wenn du mich nicht magst, ist das in Ordnung. Wegen dem haben wir kein Problem miteinander. Ich habe den Frieden damit und das ist für mich auch gut so.“

Das hat dann viel mit dem eigenen Selbstvertrauen und „zu sich selbst stehen“ zu tun. Grundsätzlich ist es im Leben sehr wichtig, sich anzustrengen. In Beziehungen solltest du dich wiederum nicht anstrengen müssen. Du darfst dich bemühen, dir Mühe geben, aber du solltest nichts tun, um jemanden zu gefallen. Verzichte darauf, dich anzustrengen, nur weil du eine Beziehung aufrechterhalten willst. Gib dir bis zu einem gewissen Punkt Mühe, dann sollte die Beziehung eigentlich funktionieren.

Das hat dann nichts damit zu tun, dass du dir in einer Krise mal mehr Mühe geben musst. Das ist wieder was anderes. Grundsätzlich empfehle ich aber, sich auf Beziehungen zu konzentrieren, die auf eine gewisse Art Leichtigkeit haben, die von alleine funktionieren. Das sind dann auch Beziehungen, die dich stark machen. Das muss natürlich auf Gegenseitigkeit beruhen.

Was kannst du tun, wenn du merkst, dass du dich immer wieder auf die falschen Menschen fokussierst?

Schaue hier genauer hin und setze dich mit dir selbst auseinander. Habe den Mut, einen Gewohnheitswechsel zu vollziehen. Mache auf einem Blatt Papier drei Spalten. Trage dort die Leute ein, von denen du dich akzeptiert, manchmal akzeptiert und gar nicht akzeptiert fühlst. So siehst du auf einen Blick, welche Menschen in welchen Bereich gehören.

Dabei geht es nicht darum zu sagen: „Ich bin okay“, sondern zu realisieren, dass, wenn dich jemand ablehnt, es nichts mit dir zu tun hat. Und es ist eine Illusion zu glauben, wenn du okay bist, wirst du nicht abgelehnt. Das ist aus meiner Sicht ein Trugschluss. Eher geht es darum zu sagen: „Egal, ob ich jetzt okay bin oder nicht, die Ablehnung hat nicht einmal unbedingt mit dem zu tun.“ Außer du kannst dich nicht benehmen und bist immer deplatziert mit deinem Verhalten. Mit dem eigenen Okay-Sein hat es jedoch wirklich nichts zu tun.

Was natürlich selbstverständlich hilft, ist, wenn du zu dir selbst hältst. Und wenn du nicht akzeptiert wirst, die Fragen Was habe ich falsch gemacht? Was kann ich anders machen? Was stimmt nicht mit mir? löst, indem du sagst: „Okay, das ist jetzt wirklich Geschmackssache."

Fazit: Akzeptiere bei fehlender Sympathie, dass dich nicht alle Menschen mögen können

Ob dich jemand sympathisch oder unsympathisch findet, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Du kannst diese nicht immer beeinflussen. Verhältst du dich korrekt und gibst dir Mühe, dann liegt es nicht an dir, warum dich jemand nicht mag.

Wir Menschen sind verschieden. Nicht jeder passt jedem. Dies zu akzeptieren erfordert Selbstvertrauen und auch eine andere Denkweise. Sich immer nur auf diejenigen zu konzentrieren, die dich nicht mögen, macht auf Dauer unglücklich. Du wendest deine ganze Energie dafür auf, um dem anderen zu gefallen. Den erwünschten Effekt wirst du in den meisten Fällen nicht erreichen.

Finden dich andere Menschen unsympathisch, wird es schwierig werden, deren Meinung zu ändern.

Umso wichtiger ist es, dich auf diejenige Gruppe zu konzentrieren, die dich mögen, wertschätzen und für dich da sind. So wirst du auch mit der Zeit erkennen, dass es okay ist, wenn dich manche Menschen nicht mögen.

Rico Brunner, 1971 in Chur, Schweiz, geboren.
Betreibt seit 1998 seine eigene Praxis in St.Gallen.
Das Ziel von Rico Brunner ist, Menschen in die eigene Kraft, Stärke und Potential zu begleiten. Er ist überzeugt, dass die Entwicklungsmöglichkeiten unendlich sind und das ist die Basis für lebenslanges Lernen und Entwickeln. Sein Ansatz: An Ursachen zu arbeiten und nicht von Symptomen ablenken zu lassen. Diese Erkenntnis hat sich in über 40’000 Sitzungen bestätigt.
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