Sich nicht angenommen zu fühlen hat mit der eigenen subjektiven Wahrnehmung und einer inneren Unsicherheit zu tun. Die Erwartungshaltung einer Familie gegenüber ihren Kindern kann mit ein Grund für dieses negative Gefühl sein. Vermittelt dir deine Familie, dass du ihren Erwartungen nicht entsprichst, ist es möglich, dass du dich unverstanden, ungeliebt und nicht akzeptiert fühlst. Und das, obwohl die Realität im Freundeskreis, in der Schule, in der Arbeit oder in einer anderen Gemeinschaft ganz anders aussehen könnte. Dort wirst du womöglich wertgeschätzt und so angenommen, wie du bist. Du merkst es jedoch nicht.
Deine vergangenen und aktuellen Erfahrungen prägen dein Bild und verursachen eine innere Unsicherheit in dir. Du hast den Eindruck, etwas leisten oder für andere da sein zu müssen, um besser angenommen zu werden. Andere empfinden es wiederum als angenehm, wenn du dich aufopferst. Das bringt dich aber in eine problematische Lage, weil es sich auf dich negativ auswirken kann.
Wenn du glaubst, dass du von anderen nicht angenommen wirst, liegt das oft auch an der eigenen subjektiven Wahrnehmung. Du bist von etwas überzeugt, das nicht der Wahrheit entspricht. Würdest du es unterlassen, es jedem recht zu machen, würdest du sehen, dass du trotzdem ein Mitglied der Gemeinschaft bist.
An was liegt es also genau, warum du dich nicht angenommen fühlst? Was kannst du tun, um eine andere subjektive Wahrnehmung zu bekommen? Wie gehst du am besten mit Situationen um, in welchen du dich nicht angenommen fühlst?
Du wirst dich erst von anderen akzeptiert fühlen, wenn du deine Denkweise änderst. Meist liegt es nicht am Außen, warum du diesen Eindruck hast. Vielmehr sind es die inneren Prozesse, die dich dazu verleiten, dies anzunehmen.
Was kannst du machen, um dich besser angenommen zu fühlen?
Dass du dich nicht angenommen fühlst, hat mehr mit dir selbst als mit deinem Gegenüber zu tun. Möchtest du akzeptiert werden, dann musst du lernen, dich selbst anzunehmen.
Das Paradoxe dabei ist, dass Menschen ihre guten Seiten annehmen können. Das ist nie ein Problem. Zur eigentlichen Herausforderung gehört es aber, dass du lernst, die Seiten an dir anzunehmen und zu akzeptieren, die eben nicht so gut sind.
Jeder Mensch hat diese Punkte und kämpft ein Leben lang dagegen an. Die einzelnen Punkte lassen sich nicht überwinden. Sie gilt es zu besiegen. Paradoxerweise kommen neue Punkte dazu oder werden sichtbar, wenn gewisse wegfallen.
Hier geht es darum, sich selbst gegenüber toleranter zu sein, ohne es auf eine Art zu akzeptieren, indem du sagst: „Okay, ich habe es akzeptiert. Jetzt muss ich es auch nicht ändern.“ Sage dir auch: „Ich erkenne es an und ändere es in dem Rhythmus, in dem ich es ändern kann, ohne dass ich mich unter Druck oder Stress setze oder mich selbst fertig mache.“
Was sind die Gründe, warum du den Eindruck hast, nicht akzeptiert zu werden?
Einer der häufigsten Gründe ist die innere Unsicherheit. Wenn du innerlich unsicher bist, dann hinterfragst du dich ständig. Du analysierst dich die ganze Zeit. Ganz spannend ist dabei, dass du beginnst, Situationen subjektiv übersteigert wahrzunehmen. Du nimmst sie intensiver wahr und fängst an, fast ein wenig zu dramatisieren.
Ein Beispiel dazu: Du gehst mit einem Freund fort und sprichst mit ihm einen Abend lang. Es kann sein, dass er während des Gesprächs abwesend ist, nicht auf deine Fragen eingeht, sodass ihr gemeinsam einen komischen, schrägen Abend habt. Danach machst du dich auf den Heimweg und denkst dir vielleicht: „Der mag mich nicht mehr. Was habe ich falsch gemacht? Ich muss mit ihm sprechen und schauen, wo das Problem liegt.“ Oder du gehst nach Hause und sagst: „Okay, der hat jetzt ein wenig Stress. Gewisse Dinge sind ihm zu viel oder er hatte auch nur einen schrägen Abend. Ich beobachte jetzt mal, wie es sich entwickelt.“
Und wenn dann der erste Abend wieder gut ist und der übernächste auch, dann kannst du natürlich den komischen Abend einfach von deiner Liste streichen und sagen: „Okay, das war einfach seine Stimmung, die vielleicht ein wenig schräg war, oder vielleicht auch meine eigene.“ Hier ist es wichtig, dass du nicht alles, was sich nicht optimal anfühlt, zu hinterfragen, sondern nur, wenn es sich wirklich regelmäßig wiederholt.
Erfahrungsgemäß ist diese Art zu denken für Menschen, die zu viele Dinge hinterfragen, nicht einfach, wobei dies auch etwas Gutes sein kann.
Ein negatives Beispiel ist, wenn du mit jemanden essen gehst und die andere Person in Gedanken versunken ist. Dir kommt dann so etwas wie: „Ich langweile sie.“ Zum Schluss beginnt sie auch noch zu gähnen und du so: „Ich habe es gewusst. Ich habe sie gelangweilt.“ Du beginnst dann nicht zu differenzieren, indem du sagst: „Okay, vielleicht ist sie auch einfach nur müde oder gedanklich abgelenkt.“ Stattdessen beziehst du alles, was passiert, auf dich. Das kann soweit gehen, dass sich daraus eine so starke Unsicherheit entwickelt, dass, wenn der Kellner auf dein Wasser vergisst, du sagst: „Der mag mich nicht. Der hat das extra gemacht.“
Du beginnst dann aus einer Unsicherheit heraus die Dinge zu verzerren, weil du dir jede Situation einzeln ansiehst. Dadurch wirst du dann auch sehr, sehr stark verletzt.
Wo kommst du aus der Spirale der inneren Unsicherheit und des ständigen Hinterfragens heraus?
Das, was ich empfehlen kann, ist, zu versuchen mal einen Monat lang alles zu bagatellisieren. Einfach pauschal, dass du sagst: „Okay, das hat nichts mit mir zu tun. Das ist mir jetzt mal egal.“ Das bringt auch Entlastung. Nach dem einen Monat kannst du dann schauen, wie es dir geht.
Probiere diese Denkweise aus, wenn du aus diesem Kreislauf herauskommen bzw. ausbrechen willst. Lerne zu bagatellisieren und dich auf eine gewisse Art weniger wichtig zu nehmen. Sage dir zum Beispiel: „Ja, vielleicht habe ich heute Abend über etwas Langweiliges gesprochen. Das ist ja nichts Schlimmes. Das ist dann auch normal, dass sich das Gegenüber gelangweilt hat.“
Nimm es nicht persönlich und mache aus dieser Situation keine übersteigerte Geschichte daraus. Versuche stattdessen zu sagen: „Okay, der Abend war jetzt vielleicht nicht so gut. Das ist auch gut so.
Hast du in diesem Fall eine subjektiv übersteigerte Wahrnehmung, dann hat dies immer auch mit Unsicherheiten, mit einer Überforderung zu tun. Eigentlich könnte ich dazu fast sagen (wenn ich so ein Bild kreieren möchte): Wie ein kleines Kind, das die Aufmerksamkeit nicht bekommt. Es beginnt zu weinen, zu schreien und sagt: „Warum siehst du mich denn nicht?“ Weil es aber ein Kind ist, merkt es nicht, dass eigentlich der Elternteil mit etwas Anderem beschäftigt ist. Dem ist es gar nicht bewusst, dass es das Kind nicht sieht.
Unterbrechen kannst du diesen gedanklichen Kreislauf dann, wenn du deine subjektive Wahrnehmung verlagerst.
Ein Beispiel dazu: Wenn du an einen rosaroten Elefanten denkst, dann kannst du nicht an einen rosaroten Elefanten denken. Stellst du dir jedoch ein blaues Zebra vor, dann funktioniert das auch.
Und so ist das auch mit der Realität. Wenn du dich jetzt immer damit beschäftigst, warum dich dein Kollege heute Abend zu wenig beachtet oder nicht gesehen hat, dann entsteht ein Kreislauf. Sagst du dir hingegen: „Das ist in Ordnung. Was machen wir das nächste Mal gemeinsam? Genau, da kenne ich ein cooles Lokal. Da können wir hingehen und super quatschen. Und danach gehen wir vielleicht noch ins Theater oder ins Kino“, dann fokussierst du dich auf andere Dinge, als auf jene, die dich verletzen bzw. überfordern.
In diesem Moment passieren zwei Dinge: Die Verletzung bzw. Überforderung kann sich beruhigen. Du bekommst wieder Stabilität und inneren Halt. Und weil du das Nächste oder etwas ganz Anderes überlegst, beginnst du, eine neue Perspektive zu bekommen.
Welche Maßnahmen können dir helfen, wenn du verletzt bist und in einer Aufregung drinsteckst?
Da gibt es etwas, was dir sicher hilft, was du aber nicht in jeder Situation machen kannst. Ich empfehle dir, zwanzig Liegestütze zu absolvieren, dich zwanzig Mal auf den Boden zu legen und wieder aufzustehen oder eine Runde joggen zu gehen. Das verlagert die Aufmerksamkeit extrem, was ansonsten nicht ist, wenn du in einer Gedankenspirale drin bist.
Bist du emotional aufgewühlt, geht es darum, eine stärkere Ablenkung zu finden oder ein Buch zu lesen. Vielleicht musst du dich die ersten 5 Minuten dazu zwingen, ein Buch zu lesen, bis du dann in einem anderen Flow drin bist. Das Prinzip ist eigentlich dasselbe. Hast du mehr Übung darin, dann gelingt es dir auch besser, wenn du mal eine starke Situation erlebst.
Und jetzt geht es nicht darum, dass du das mit dem Leben die ganze Zeit machst, sondern dass du es solange machst, bis du dich erholt hast, wieder objektiv bist und aus dem Stress und der Überforderung rauskommst. Durch Ruhe und Stärke lässt sich dann auch die Situation klären.
Hattest du mit deinem Freund also einen weniger schönen Abend, dann besprich das mit ihm erst, wenn du emotional stabil und nicht aufgewühlt bist. Der Grund ist, dass du damit verhinderst, in eine Situation zu kommen, die du im Nachhinein bereust.
Es gibt, wie in der Kommunikation, in der Begegnung und im Konfliktmanagement, aus meiner Sicht und Erfahrung eine Grundregel: Wenn du innerlich aufgewühlt bist, kommuniziere besser nicht, weil das dann eine Dynamik annehmen kann, die du im Nachhinein eigentlich gar nicht gewollt hast.
So machst du auch positive Erfahrungen. Du akzeptierst dich selbst und fühlst dich angenommen. Und zwar nicht vom Anderen, sondern von dir selbst. Du lernst so, mit Situationen, wo du dich nicht angenommen fühlst, umzugehen. Weil du es zulässt, dass sich die Situation abkühlen kann. Und dann klappt es auch mit ein wenig Übung immer mehr.
Fazit: Die subjektive Wahrnehmung, sich nicht angenommen zu fühlen, lässt sich aktiv verändern
Ein Mensch, der viel hinterfragt und alles auf sich selbst bezieht, fühlt sich meist weniger gut angenommen, als jener, der sich seiner Selbst sicher ist. Auch wenn jemand einfach einen schlechten Tag haben kann, wird sich der unsichere Mensch immer fragen, was er falsch gemacht hat.
Diese Problematik kann schon in der Kindheit entstehen. Manche Kinder sind dem Erwartungsdruck der Eltern ausgesetzt. Werden sie diesem nicht gerecht, fangen sie an, sich zu hinterfragen und alles persönlich zu nehmen.
Der eigentliche Hauptgrund ist aber die innere Unsicherheit. Ist dir das bewusst, wird es für dich leichter, die Gedankenspirale zu durchbrechen. Während du nämlich denkst: „Der andere mag mich nicht“, kannst du hier stoppen und sagen: „Es hat nichts mit mir zu tun. Vermutlich hatte mein Freund einen schlechten Tag.“
Auch hilft es, dich mithilfe von Sport oder Lesen abzulenken und so wieder zur Ruhe zu kommen. Gewisse Situationen lassen sich klären, wenn es dich nicht mehr mitnimmt und du mit Besonnenheit an die Sache herangehen kannst.