Stress abbauen lässt sich nur, wenn du ihn auch als solchen erkennst. Wir sind es grundsätzlich gewohnt, Belastungen ausgesetzt zu sein. Durch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und die Arbeitswelt wird von uns ein Maximum an Leistung verlangt. Nicht zuletzt deshalb, weil die Digitalisierung und der globale Wettbewerb das Leben noch schnelllebiger gemacht haben. Für uns gehört es zum Beispiel dazu, auf eine E-Mail innerhalb von wenigen Stunden zu reagieren. Und auch Prüfungsstress, beruflicher und familiärer Stress und Freizeitstress sind für uns normal.
Stehst du allerdings dauerhaft unter Druck, wirkt sich das auf deine körperliche und psychische Gesundheit aus. Du zeigst unter anderem Anzeichen von Nervosität, Müdigkeit, Konzentrationsprobleme, Ängste, depressive Verstimmungen, Reizbarkeit, Störungen im Essverhalten, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Migräne, Tinnitus, Erkältungen, Magenbeschwerden oder erhöhtem Blutdruck.
Doch welche Gründe führen zu einem Dauerstress, die mit den erwähnten Symptomen einhergehen? Wie kannst du darauf reagieren? Was kannst du tun, um Stress abzubauen?
Merkst du, dass du stark unter Stress stehst und Probleme hast, damit umzugehen, dann helfen manchmal schon kleine Veränderungen im Verhalten, um aus der Stressspirale herauszukommen.
Welche Möglichkeiten gibt es, um mit stressigen Lebenssituationen umzugehen?
Jeder Mensch kommt anders mit stressigen Lebenssituationen zurecht. Es gibt verschiedene Faktoren, die Stress im Leben hervorrufen können. Und je nachdem, welche Faktoren das sind, gehst du anders mit dem Stress um. Handelt es sich um einen Eigenstress, wirst du dich anders verhalten müssen, als bei einem Stress von außen.
Zum äußeren Stress ist wichtig zu sagen, dass es im Leben einfach Faktoren gibt, die einem begegnen. Das Spannende dabei ist, dass Menschen das Gleiche erleben, aber unterschiedlich darauf reagieren.
Das hat sicher damit zu tun, dass, wenn du gestresst bist, es entscheidend ist, wie du dich verhältst. Wie gehst du damit um? Was machst du genau? Wie reagierst du auf den Stress?
Wenn du anfängst, darüber nachzudenken, beginnst du auch, dich anders zu verhalten. Dann kannst du einen großen Teil des Stresses vermeiden oder relativieren und dadurch stärker sein.
Was kannst du tun, wenn der Stress immer weiter zunimmt und du überfordert bist?
Idealerweise kannst du Stress abbauen, bevor du ihn nicht mehr handhaben kannst. Wenn du jedoch bereits überfordert bist und dir alles zu viel ist, dann macht es am meisten Sinn, einen Schritt aus der Situation herauszumachen. Nimm dir eine kleine Auszeit. Das kann ein ganzer Tag, ein ganzes Wochenende, eine ganze Woche oder auch Monate sein, je nachdem, wie schlimm es gerade ist.
Gehst du aus der Situation heraus, dann betrachte diese und sieh dir an, was es wirklich braucht. Suche nach Lösungen und wenn du sie gefunden hast, dann setze sie auch um.
Das, was du nicht tun darfst, ist, den Stress zu lösen, indem du alles änderst, außer dein eigenes Verhalten. Du sagst dann zwar, dass du nicht mehr gestresst sein willst, trotzdem erfüllst du aber immer noch alle Erwartungen, möchtest es allen recht machen und gut dastehen.
Weniger gestresst zu sein und weniger Stress zu haben heißt auch, für sich selbst einzustehen.
Es bedeutet zu kommunizieren, was geht und was nicht. Das will ich und das will ich nicht. Das kann ich und das kann ich nicht.
Gestresste Menschen sind oft in einer Situation, wo sie alles richtig machen wollen. Sie möchten alles erfüllen. Dabei vergessen sie jedoch oft sich selbst.
Was hier noch ganz wichtig ist zu sagen: Stress muss nicht immer negativ sein. Er kann auch positiv sein. Worüber wir bisher gesprochen haben, ist ein Stress, der sich nicht gut anfühlt und keine Freude bereitet.
Welche Möglichkeiten hast du, wenn du äußere stressbedingte Umstände nicht ändern kannst?
Eine Möglichkeit, äußeren Stress abzubauen, wäre, radikal neue Wege zu gehen, indem du sagst, dass du alles hinter dir lässt und neu anfängst. Die Problematik ist dann aber oft, dass du irgendwann wieder in dasselbe Fahrwasser hineinkommst.
Du bist auf eine gewisse Art mitverantwortlich, warum es zu diesem massiven Stress gekommen ist, jedoch sicher nicht in jeder Situation.
Es geht vor allem darum, die eigene Haltung für sich selbst neu zu definieren. Und das jetzt nicht von 0 auf 100 in einer Sekunde. Versuche stattdessen lieber, in verschiedenen Bereichen Nein zu sagen und mehr für dich selbst einzustehen, ohne die ganze Situation eskalieren zu lassen.
Das ist auch das, was ich in der Praxis immer wieder merke: Veränderungen kommen oft schleichend und sind dafür nachhaltiger. In den seltensten Fällen gibt es einen Big Bang, alles ist wieder in Ordnung und der Stress ist vorbei.
Was sind die Gründe für dauerhaften Stress?
Stress kann unzählige Gründe haben. Da gibt es Menschen, die Stress haben, weil sie sich nicht akzeptiert und nicht gesehen fühlen. Deshalb wollen sie jedem alles recht machen.
Auch kann es sein, dass ein Mensch überfordert ist oder Angst hat, weil er sich nicht als kompetent genug ansieht oder er sich nichts zutraut. Hier können Verletzungen in der Kindheit eine Ursache von negativem Stress sein.
Generell ist Stress etwas, was jedem passiert und was ein Symptom ist, was unzählige Gründe hat, warum es dann schlussendlich zu Stress kommen kann.
Wie hilft die Fernbehandlung dabei, das Gefühl der Anspannung zu reduzieren?
In erster Linie unterscheide ich zuerst, ob jemand wegen sich selbst oder aufgrund von äußeren Umständen gestresst ist. Das sind meist die zwei Hauptursachen von Stress, die geklärt werden müssen. Ist es ein innerer Stress, der selbst auferlegt ist, oder ein äußerer Stress, der einem auferlegt wurde?
Abhängig davon, was der Auslöser für den Stress ist, arbeite ich unterschiedlich an den Ursachen.
Liegt es an den äußeren Umständen, dann geht es vor allem darum, die Widerstandsfähigkeit zu stärken.
Hat der Stress mit dir selbst zu tun, ist es notwendig, den Druck rauszunehmen. Du benötigst in diesem Fall Rückhalt und mehr Selbstakzeptanz, um in eine Entspannung zu kommen.
Einige Beispiele dazu:
Zu mir in die Praxis kommen immer wieder Menschen, die sich selbst unter Druck setzen und dann über gestärkte Energiefelder sich selbst akzeptieren konnten, toleranter wurden und dadurch weniger Stress entwickelt haben. Oder Menschen, die nicht Nein sagen und sich nicht abgrenzen konnten und alles erfüllt haben. Diese Menschen sind dann Stück für Stück immer mehr für sich selbst eingestanden, was die Situationen auch verändert hat. Oder sie haben selbst etwas verändert, Konsequenzen gezogen und sind weitergegangen.
Stress ist etwas, was uns im Leben immer wieder betrifft. Und jetzt geht es eigentlich darum, so früh wie möglich Stress abzubauen, so dass dieser nicht ein Level erreicht, wo er beginnt, dauerhaft zu werden.
Wie verhinderst du für dich selbst, dass du in eine sehr stressige Lebenssituation gerätst?
Stress hast du vor allem dann, wenn du etwas zu ernst nimmst, du etwas zu gut machen willst und du zu viel gibst. Mein Tipp ist hier, es weniger gut machen zu wollen. Das hat nichts damit zu tun, dass du es schlecht machst, sondern zu akzeptieren, dass du es in dieser Situation nicht besser machen kannst.
Mein zweiter Tipp ist, Stress so früh wie möglich zu begegnen. Insbesondere jenem Stress, der sich nicht so gut anfühlt. So hast du genügend Zeit zu reagieren, bevor die Belastung überhandnimmt und du an einen Punkt kommst, wo du blockiert wirst.
Und der dritte Tipp ist, dich bewusst mit Dingen auseinanderzusetzen, die dich stärken. So läufst du weniger Gefahr, gestresst zu werden. Der Grund ist, weil die innere Stärke solche Anspannungen nicht zulässt. Du verfügst über die Kraft, den Stress zu verarbeiten. Das ist ein wichtiger Punkt: Innere Stärke aufzubauen, etwas aufzubauen, was dich stabilisiert, wo du dich sicher fühlst, wo du stark bist, wo du dich entwickeln kannst, dass Stress eigentlich gar kein Potenzial hat, sich zu entfalten.
Fazit: Stress abbauen lässt sich nur mit dem richtigen Verhalten
Fühlst du dich zunehmend gestresst, ist es ratsam, sich eine Auszeit zu nehmen. Einem dauerhaften Stress beugst du nur durch Entspannungsphasen vor. Ignorierst du die Anzeichen und machst weiter wie bisher, riskierst du gesundheitliche Folgen.
Während du dir eine Auszeit nimmst, reflektiere, wie es zu dem Stress gekommen ist. Zwei Faktoren können dabei eine Rolle spielen: Entweder du setzt dich selbst so dermaßen unter Druck, dass der Stress die Überhand gewinnt. Oder die äußeren Umstände haben zu dieser Überforderung geführt.
In beiden Fällen ist es wichtig, dass du an deinem Verhalten und deiner Sichtweise arbeitest.
- Stehe für dich selbst ein und lerne, auf deine Bedürfnisse zu hören und Nein zu sagen.
- Sei nicht zu streng mit dir und verzichte darauf, alles perfekt machen zu wollen.
- Setze dich mit Dingen auseinander, die dir Freude bereiten und dich stärken.
Achtest du mehr auf dich selbst und versuchst nicht, es allen immer recht zu machen, hast du auch mehr Kraft, den Alltag zu bewältigen.