Ängste lähmen, doch sie zeigen auch auf, wo etwas nicht stimmt. Mit der Stärkung von Energiefeldern ermöglicht Rico Brunner Menschen aus eigener Kraft heraus, ihre Haltung zur Angst zu verändern und Schritt für Schritt eine neue Perspektive zu entwickeln.
Rico Brunner, wie gehst du mit deinen Ängsten um?
Ich habe im Lauf meiner Arbeit und in den letzten Jahren gelernt, dass es wichtig ist, sich seinen Ängsten zu stellen, gleichzeitig aber auch wichtig ist, diese nicht überbewerten. Für mich sind Ängste heute ein wenig, wie soll ich das sagen, Lehrmeister. Ängste weisen mich darauf hin, dass etwas nicht stimmt, etwas nicht gut ist. Und so habe ich eigentlich gelernt, mit Ängsten zu leben und diese zu nutzen. Und das Spannende ist, dass die Ängste dadurch eigentlich, wie sagt man, den Schrecken verloren haben, den sie vielleicht in der Jugend gehabt haben. Also, Ängste sind für mich heute Begleiter, die mir helfen, aufmerksam durchs Leben zu gehen, ohne dass ich diese überbewerte oder mich durch sie beherrschen lasse.
Das würde dann passen zu der Aussage „Angst ist ein schlechter Ratgeber“?
Angst ist auf jeden Fall ein schlechter Ratgeber, vor allem dann, wenn man durch die Angst dominiert wird. Ich glaube, es ist auch wichtig, zu schauen, wie intensiv ist die Angst, was löst die Angst in einem aus. Was ich jedem empfehlen kann, der Ängste hat, sich mit seinen Ängsten im ersten Schritt rational auseinanderzusetzen. Das heißt, was ist das Schlimmste, was passieren kann, was ist, wenn das Schlimmste passiert ist, ist es wirklich so schlimm. Was kann ich daraus lernen? Wie kann ich es verhindern? Muss ich es überhaupt verhindern?
Wenn man beginnt, sich mit den Ängsten rational auseinanderzusetzen, dann bekommt man eine neue Perspektive, und dann passiert oft etwas ganz Spannendes, die Emotionen beginnen sich dadurch zu entspannen. Und, was auch sehr hilft, wenn man versucht aus dem eigenen Leben ein wenig Abstand zu nehmen, das kann sein mit einem Spaziergang mit einem Ort den man noch nie gemacht hat, wo man lernt aus der Ferne seine Ängste zu betrachten, um neue Perspektiven zu bekommen.
Ängste sind Überforderungen, die man nicht versteht oder verarbeiten kann, wo man nicht weiß, wie reagieren, und darum ist Angst in dem Sinne ein schlechter Ratgeber. Ich würde sagen, Angst ist ein gutes Warn- oder Hinweisschild „Sei achtsam und ändere deinen Weg oder deinen Umgang.“
Und wenn jetzt jemand gefangen ist in seiner Angst, wie kommt er dann in eine Erschöpfung?
Angst kann, wenn sie zu einem Dauerzustand wird, eigentlich zermürben. Angst lähmt, Angst überfordert, und deshalb raubt Angst eigentlich auch Kraft. Meine Erfahrung ist, dass Menschen, die durch Ängste in eine Erschöpfung kommen, Menschen sind, die zu wenig stabil sind und dadurch mit vielen Dingen überfordert sind, und das gibt dann eine Ermüdung. Also eine dauernde Angst, die dann in verschiedenen Bereichen sich ausbaut und verstärkt, löst einen Stress aus, und das bewirkt dann eine Erschöpfung.
Und wie zeigt sich diese Erschöpfung durch Angst jetzt im Energiefeld?
Wenn man Erschöpfung hat, welche durch Angst ausgelöst wird, dann schaut es natürlich bei jedem Menschen im Energiefeld anders aus. Was man aber so grundsätzlich sagen kann, ist, man sieht, dass der Mensch beginnt auszuweichen, man sieht, dass die Energiefelder müde werden, dass sie schlaff werden, dass sie nicht mehr regenerieren können. Und was ein starker Hinweis darauf ist, dass Ängste dafür verantwortlich sind, ist, dass man innerlich abschaltet und aufgibt, weil man merkt, dass man es eh nicht bewältigen kann. Also starke Ängste lösen irgendwann eine Resignation aus, die dann bewirkt, dass man in eine Antriebslosigkeit, in eine Erschöpfung hineinkommen kann.
Wovor hat man denn eigentlich Angst?
Das ist eine ganz spannende Frage. Ich möchte da die Kindheit ein wenig aufrollen. In der Kindheit ist es so, dass wir als Kinder eigentlich vor allem Angst haben. Das heißt, Angst haben wir vor dem Unbekannten, Angst haben wir aber auch, mit dem Unbekannten nicht umgehen zu können. Und Angst ist eigentlich eine Überforderung, weil man nicht weiß, wie muss ich mich verhalten, dass ich selber geschützt bin. Und was zum Beispiel ganz spannend ist, dass es Leute gibt, die in scheinbar ausweglosen Situationen wenig Angst haben. Und das sind dann oft Menschen, die gewohnt sind, mit ausweglosen Situationen umzugehen, die sich an diese Ausweglosigkeit, an diese Angst gewöhnt haben und darum eigentlich keine Angst mehr haben.
Und wie arbeitest du jetzt mit Klienten, die unter Angstzuständen leiden?
Da ist aus meiner Sicht das Wichtigste, an der Widerstandsfähigkeit zu arbeiten, an der Belastbarkeit, damit man stärker wird, die Angst auszuhalten. Damit die Angst einen weniger überfordert und man dann aus der eigenen Kraft, aus der mehr gewonnene Stärke heraus, nachher mit Ängsten anders umgehen, und einen Perspektivenwechsel vornehmen kann.
Und was kann jetzt jemand für sich selber noch tun, der merkt, dass er immer wieder in diese Spirale gerät?
Ich glaube wichtig ist, weil Angst gerade eine Überforderung bewirkt, dass man sich nicht zwingt, in die Angst hineinzugehen. Wenn sich jemand zwingt, in die Angst hineinzugehen, dann funktioniert das mit kleinen Dingen, mit kleinen Ängsten funktioniert das hervorragend, mit großen Ängsten funktioniert das nicht, und da würde ich auch davon abraten.
Ich glaube, es geht darum zu schauen, dass man stärker wird, zu schauen, dass man Perspektivenwechsel einnehmen kann, um so einen anderen Zugang zu der Angst zu bekommen. Oft ist man auch in der Angst gelähmt, weil man es immer von demselben Standpunkt aus betrachtet. Und dann bleibt die Angst eigentlich bestehen und auch groß.
Das ist ja interessant, weil es gibt ja auch den Ansatz, der zum Beispiel sagt, wenn du Angst vor Spinnen hast, dann musst du dich dem stellen und lässt die Vogelspinne über deine Hand krabbeln und stellst dich dem. Du sagst aber, das macht nicht immer Sinn?
Das macht für mich Sinn für Menschen, die sich dieser Angst stellen wollen. Wenn jemand jetzt eine starke Angststörung hat und mit seinen Ängsten massiv überfordert ist, dann würde ich von dem eher abraten, weil das zu einer stärkeren Traumatisierung führen kann. Und ich glaube, man muss sich auch davon distanzieren, dass man sagt, man soll und darf keine Ängste haben, denn Ängste sind etwas Normales, und ich denke wichtig ist, dass man sich den Ängsten stellt, die einen im eigenen Leben betreffen. Und die Ängste, die einen nicht betreffen, ich glaube, die kann man stehen lassen. Jetzt würde ich sagen, wenn jemand im Zoo arbeitet, und er sagt, ich will im Zoo arbeiten, und ich muss lernen meine Angst vor der Spinne zu überwinden, dann finde ich das etwas sehr Gutes. Wenn jemand sagt, ich will grundsätzlich Ängste überwinden, und ich habe da einen Kurs, wo ich das mit einer Spinne überwinden kann, dann finde ich das hervorragend. Wenn aber jemand sagt, in meinem Leben ist alles in Ordnung, ich habe keine Ängste außer einer Spinnenphobie, dann stellt sich für mich die Frage, was es jetzt wirklich bringt, sich von dieser Spinnenphobie zu befreien außer man hat natürlich das Bedürfnis dazu. Ich glaube es ist wirklich wichtig, wir Menschen haben vor ganz vielen Dingen Angst, eben davor, wo wir den Umgang nicht kennen.
Hast du noch abschliessend konkrete Tipps und Tricks, wie man mit Angstzuständen im Alltag besser umgehen kann?
Was ich empfehlen würde, ist, die Angst nicht für sich selbst als Angst zu bezeichnen, sondern so zu definieren, dass man sagt, okay, wenn ich davor Angst habe, dann kann ich damit nicht umgehen. Ich muss lernen, damit umzugehen, welche Parameter kann ich verändern in meinem Verhalten, dass ich davor weniger Angst habe.
Das kann zum Beispiel sein, wenn ich Angst habe, Autobahn zu fahren, dass ich sage, okay, wie schaut es denn aus, wenn ich auf der Autobahn anstatt 120 nur 100 fahre. Und dann probiere ich es auch, und dann merke ich es, hey mit 100 habe ich keine Angst. Wenn ich mit 100 auch noch Angst habe, dann muss ich schauen okay, dann suche ich mir mal Autobahnstücke aus, die wenig befahren sind oder zu Zeiten, die wenig befahren sind.
Und dann sich Stück für Stück daran hinzutasten, zu versuchen mit veränderter Haltung die Angst zu verändern, und die Situation eigentlich neu zu erleben, und da gibt es ganz viele Parameter, die man ausprobieren kann, was zum Beispiel spannend ist, ich kenne Leute, die haben ihr Auto gewechselt, und danach hatten sie keine Angst mehr auf der Autobahn. Und nicht, weil sie jetzt ein großes Auto gekauft haben, sondern einfach ein Auto, wo sie sich selbst sicherer gefühlt haben, das waren zu Teil auch kleinere Autos. Also es geht immer darum, bei Angst die Sichtweise, die eigene Haltung zu verändern, um der Angst begegnen zu können.
Also durch Akzeptieren eigentlich der Ängste, die man hat, die Situation zu verändern suchen?
Genau, und auch dann wirklich zu sagen, ist es vielleicht nicht auch normal, dass ich in dieser Situation Angst habe. Also wenn jetzt mir jemand sagt, ich bin das erste Mal in Paris mit dem Auto, dann wäre jetzt meine erste Reaktion zu sagen, das ist ja noch normal. Also Angst zu haben, gehört zum Leben dazu. Erst in dem Bereich, wo sie einen lähmt, und das Leben unterdrückt und verhindert, wird sie negativ.