Wie kann ein Trauma geheilt werden, ohne eine Retraumatisierung zu riskieren?

Wie kann ein Trauma geheilt werden, ohne eine Retraumatisierung zu riskieren?

Arbeit an sich selbst

Ein Trauma zu heilen erfordert einen gezielten Fokus auf die Bereiche, die durch das Trauma verletzt wurden. Es geht darum, diese betroffenen Bereiche wieder aufzubauen und zu stärken. Traumaheilung lässt sich bildlich mit einem Kometeneinschlag vergleichen: Der Einschlag selbst – das Trauma – kann nicht ungeschehen gemacht werden. Doch die durch den Einschlag verursachte Zerstörung kann behoben werden.

Dabei ist es entscheidend, den Fokus nicht auf das Trauma selbst zu legen. Andernfalls besteht das Risiko einer Retraumatisierung, die die ursprünglichen Verletzungen weiter vertiefen und verstärken kann. Stattdessen sollten die zerstörten Bereiche des Lebens, wie das eigene Fühlen oder die Energie, gezielt gestärkt werden.

Dieser Ansatz minimiert nicht nur die Gefahr erneuter Verletzungen, sondern schafft auch die Grundlage für nachhaltige Traumaheilung. Wer sich um die Wiederherstellung der betroffenen Lebensbereiche kümmert, kann langfristig gestärkt aus dem Heilungsprozess hervorgehen.

Was sind die häufigsten Symptome eines Traumas?

Die häufigsten Symptome eines Traumas zeigen sich in verschiedenen Formen und können sowohl den emotionalen als auch den rationalen Bereich betreffen. Viele Betroffene erleben eine starke emotionale Überforderung, Blockierungen, Ängste oder sogar Stress. Häufig fühlt man sich wie „eingefroren“ im eigenen Verhalten, verliert die Orientierung und hat Schwierigkeiten, den Lebensrhythmus wiederzufinden. Wahrnehmungsstörungen können ebenfalls auftreten und verstärken das Gefühl, im eigenen Leben aus der Balance geraten zu sein.

Grundsätzlich lassen sich zwei Arten von Traumata unterscheiden: Große Traumata und kleinere Traumata. Große Traumata wirken oft so massiv, dass sie die Fähigkeit, das Leben zu bewältigen, fast vollständig blockieren. Kleinere oder sogar kleinste Traumata hingegen betreffen meist nur bestimmte Lebensbereiche. Diese äußern sich beispielsweise in spezifischen Ängsten, Überforderung oder Blockaden, die gezielt bearbeitet werden können.

Es ist wichtig, diese Unterschiede zu erkennen, um den richtigen Ansatz für die Traumaheilung zu finden. Unabhängig von der Größe des Traumas ist das Ziel, die belasteten Bereiche zu entlasten und wieder in Balance zu bringen.

Wie erkennt man ein Nichtgeheiltes Trauma?

Ein nicht geheiltes Trauma lässt sich oft daran erkennen, dass bestimmte Themen oder Situationen immer wieder Überforderung auslösen. Frische Traumata sind leichter zu identifizieren, da sie mit aktuellen Belastungen verknüpft sind. Schwieriger wird es bei Traumata, die lange zurückliegen und nicht bewusst wahrgenommen werden.

Erfahrungen aus meiner Praxis zeigen, dass es nicht hilfreich ist, ein Trauma zu suchen oder zu analysieren. Ein solcher Ansatz kann das Trauma reaktivieren, was Retraumatisierungen und zusätzliche Belastungen auslösen kann. Traumata „schlafen“ zwar manchmal, blockieren aber weiterhin unterschwellig Lebensbereiche.

Der Schlüssel zur Traumaheilung liegt darin, sich darauf zu konzentrieren, die durch das Trauma geschwächten Bereiche zu stärken. Selbst wenn das Trauma nicht direkt bewusst ist, können Betroffene durch gezielte Arbeit an den beeinträchtigten Lebensaspekten Fortschritte machen. Mit zunehmender Stärke in diesen Bereichen „fällt das Trauma ab“, ohne dass es direkt reaktiviert werden muss.

Dieser Ansatz schützt vor Retraumatisierung und ermöglicht es, Blockaden zu lösen und das eigene Leben wieder in Balance zu bringen.

Welche Folgen haben Nichtgeheilte Kindheitstraumata auf Beziehungen?

Nicht geheilte Kindheitstraumata können Beziehungen in unterschiedlichem Maße beeinträchtigen – sie können entweder die Beziehungsfähigkeit einschränken oder in extremen Fällen eine Beziehung komplett unmöglich machen. Dabei kommt es immer darauf an: „In welchen Bereichen liegen die Traumata? Sind sie in einem Bereich, der für die Beziehung extrem wichtig ist? Oder befinden sie sich in einem Bereich, der für die Beziehung weniger relevant ist?“

Ein Beispiel: Wenn ein Trauma die Bindungsebene betrifft, sodass eine Person Schwierigkeiten hat, sich zu binden, wird eine Beziehung extrem schwer oder gar unmöglich. Bindung ist das Fundament jeder Partnerschaft, und eine Bindungsstörung macht es dem Partner nahezu unmöglich, die Basis der Beziehung zu stärken, da diese genau in dem traumatisierten Bereich liegt.

Liegt das Trauma hingegen in Bereichen wie dem Umgang mit Konflikten oder dem Selbstwert, ist eine funktionierende Beziehung durchaus möglich. Solche Herausforderungen erfordern allerdings einen Partner, der mit diesen Schwächen umgehen kann und sie nicht als Belastung empfindet.

Das Ausmaß der Auswirkungen hängt also davon ab, wie sehr der traumatisierte Bereich für die Beziehung essenziell ist. Besonders bei Bindungsstörungen wird die Beziehung massiv erschwert, da genau diese Ebene für eine Partnerschaft zentral ist und ohne sie kaum eine Grundlage für eine stabile Beziehung besteht.

Welche Techniken fördern die Heilung eines Traumas?

Die Heilung eines Traumas ist weniger eine Frage spezifischer Techniken als vielmehr eine individuelle Suche nach dem, was dem Betroffenen wirklich guttut. Alles, was die innere Stärke eines traumatisierten Menschen fördert, unterstützt auch die Traumaheilung. Wenn jemand beispielsweise feststellt, dass ihm Yoga guttut, kann dies heilend wirken. Merkt dieselbe Person jedoch, dass Yoga unangenehme Gefühle auslöst, könnte es das Trauma sogar verstärken.

Entscheidend ist, dass der Betroffene herausfindet, was ihn stärkt, und sich gezielt darauf konzentriert. Die innere Stärke ist der Schlüssel zur Heilung eines Traumas, denn sie hilft am effizientesten, belastende Verletzungen zu überwinden. Dabei sollte nicht nur die innere Stärke als Ganzes gefördert werden, sondern auch die schwächeren Bereiche, die durch das Trauma beeinträchtigt wurden.

Ein sinnvoller Ansatz ist, zwei Drittel der Energie darauf zu verwenden, die starken Bereiche weiter zu stärken, und ein Drittel darauf, die schwächeren Bereiche gezielt zu stabilisieren. Wichtig ist dabei, nicht das Problem selbst zu analysieren, sondern sich auf die Lösungen zu konzentrieren. Während rationale Probleme oft durch Gespräche gelöst werden können, wirken Gespräche bei traumatischen Problemen häufig kontraproduktiv und können die Belastung verstärken.

Die Heilung gelingt am besten, wenn der Fokus auf einem ausgewogenen Ansatz liegt: Stärkung der eigenen Ressourcen, Auseinandersetzung mit verletzten Bereichen und eine klare Orientierung an den Lösungen statt an den Problemen.

Welche Rolle spielt Ablenkung bei der Heilung von Trauma?

Ablenkung kann eine bedeutende Rolle bei der Heilung eines Traumas spielen. Sie hilft dabei, den enormen Druck, der durch ein Trauma entsteht, zu mindern. Indem der Druck reduziert wird, gewinnen Betroffene mehr Energie und Kraft, was sie widerstandsfähiger macht und ihnen ermöglicht, dem Trauma besser zu widerstehen.

Diese gewonnene Energie kann dann gezielt genutzt werden, um Aktivitäten oder Ansätze zu verfolgen, die die innere Stärke fördern und voranbringen. Ablenkung ist daher nicht bloß ein kurzfristiger Ausweg, sondern ein wirksames Mittel, um die belastenden Auswirkungen eines Traumas zu entschärfen und die Voraussetzungen für den Heilungsprozess zu schaffen.

Durch die entstehende Entlastung fällt es leichter, sich auf Maßnahmen zu konzentrieren, die langfristig zur Überwindung des Traumas beitragen. Ablenkung kann so zu einem wertvollen Werkzeug werden, das Raum schafft, um die nötige Stärke und Stabilität aufzubauen.

Wie lange dauert es, ein Trauma zu heilen?

Die Dauer, um ein Trauma zu heilen, kann stark variieren – von einer Minute bis hin zu vielen Jahren. Entscheidend sind dabei drei Faktoren: „In welchem Bereich ist jemand traumatisiert? Wie stark ist das Trauma? Und wie bereit ist die Person, sich nicht dem Trauma, sondern ihrer eigenen Stärke zu stellen?“

Aus meiner Erfahrung zeigt sich, dass die Heilung eines Traumas kein spannendes Erlebnis ist, bei dem es darum geht, das „Warum“ zu ergründen. Es geht vielmehr darum, gezielt an den eigenen Schwächen zu arbeiten und die persönliche Kraft zu stärken. Indem man sich auf die Auswirkungen des Traumas und nicht auf das Trauma selbst konzentriert, wird der Heilungsprozess oft erheblich beschleunigt.

Viele Betroffene glauben jedoch irrtümlich, dass das Verstehen des Traumas der Schlüssel zur Heilung ist. Dieser Irrtum führt häufig dazu, dass sie sich über Jahre hinweg im Kreis drehen und das Trauma ungewollt verstärken. Stattdessen ermöglicht ein lösungsorientierter Ansatz, die Energie auf die eigene Stärke zu lenken und Fortschritte zu erzielen.

Diese Einsicht ist aus meiner Sicht der Schlüssel zu einer erfolgreichen und langfristigen Traumaheilung: die bewusste Konzentration auf die eigene Stärke und der Aufbau der durch das Trauma geschwächten Bereiche.

Welche Faktoren beeinflussen die Heilung eines Traumas?

Die Heilung eines Traumas wird von mehreren Faktoren beeinflusst, die sowohl von der Person als auch von der Art des Traumas abhängen. Ein entscheidender Aspekt ist die innere Stärke der Person zum Zeitpunkt der Traumatisierung. War die Person in einer stabilen Lebensphase, als das Trauma auftrat, kann sie es oft schneller verarbeiten. Diese innere Stärke schützt vor einer tiefgreifenden Beeinträchtigung, da das Trauma weniger in die tiefen Schichten der Persönlichkeit eindringt. War die Person jedoch geschwächt, richtet das Trauma oft größere Zerstörung an, vergleichbar mit einem Kometeneinschlag, der tiefere Spuren hinterlässt.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Größe des Traumas. Kleine Traumata verursachen weniger Schäden, während größere Traumata tiefere Auswirkungen haben können. Doch die Größe eines Traumas ist subjektiv. Was für eine Person ein schweres Trauma darstellt, kann für eine andere weniger belastend sein. Und da kommen wir zum Bewertungssystem: „Wie gehe ich allgemein mit Verletzungen um? Was habe ich für Erfahrungen gemacht? Wie bewerte ich Probleme?“ Menschen, die Probleme als sehr schwerwiegend einschätzen, können ein Trauma stärker erleben, während lösungsorientierte Menschen oft weniger stark betroffen sind.

Aus meiner Erfahrung ist es wichtig, sich in der Traumaheilung nicht nur auf die objektive Größe des Traumas zu konzentrieren, sondern auf die Perspektive der betroffenen Person. Selbst Ereignisse, die von außen als „harmlos“ erscheinen, können für den Betroffenen traumatisch sein. Diese individuelle Wahrnehmung muss respektiert werden.

Die Heilung wird letztlich von der Kombination vieler Faktoren bestimmt: der Stärke des Einzelnen, der Schwere des Traumas und der persönlichen Bewertung. Diese individuellen Unterschiede machen deutlich, dass die Traumaheilung ein höchst individueller Prozess ist, der sich nicht generalisieren lässt.

Welche Rolle spielt das Umfeld bei der Heilung von Traumata?

Das Umfeld spielt bei der Heilung von Traumata in der Regel eine bedeutende Rolle. Entscheidend ist jedoch, ob die traumatisierte Person bereit ist, die Unterstützung des Umfelds anzunehmen. Selbst das beste Umfeld kann keine Heilung bewirken, wenn der Betroffene nicht offen für Hilfe ist. Das ist ein zentraler Punkt, der oft unterschätzt wird.

Aus meiner Erfahrung besteht die Unterstützung des Umfelds nicht darin, alle Probleme für den Betroffenen zu lösen. Dies könnte das Trauma sogar verstärken, da es die Person in ihrer passiven Rolle hält. Stattdessen geht es darum, den Betroffenen zu ermutigen und kleine, schrittweise Fortschritte zu fördern. Ein Beispiel: Wenn jemand Angst hat, das Haus zu verlassen, kann ein erster Schritt sein, gemeinsam einmal täglich auf den Balkon zu gehen, bis diese Situation keine Überforderung mehr darstellt. Erst danach könnte man gemeinsam vor die Tür gehen – alles in kleinen Schritten und mit der notwendigen Geduld.

Das Ziel des Umfelds sollte sein, positives Verhalten zu aktivieren und die innere Stärke der traumatisierten Person zu fördern. Dabei ist es wichtig, den Heilungsprozess nicht zu unterschätzen: In den meisten Fällen dauert es Jahre, ein Trauma vollständig zu überwinden. Menschen, die Traumata sehr schnell bewältigen, sind in der Regel Ausnahmen.

Die Rolle des Umfelds ist also nicht nur unterstützend, sondern auch motivierend. Es hilft, die Kraft und Stabilität des Betroffenen schrittweise wieder aufzubauen, indem es ihn begleitet, aber auch fordert, seine eigenen Schritte zu gehen.

Rico Brunner, 1971 in Chur, Schweiz, geboren.
Betreibt seit 1998 seine eigene Praxis in St.Gallen.
Das Ziel von Rico Brunner ist, Menschen in die eigene Kraft, Stärke und Potential zu begleiten. Er ist überzeugt, dass die Entwicklungsmöglichkeiten unendlich sind und das ist die Basis für lebenslanges Lernen und Entwickeln. Sein Ansatz: An Ursachen zu arbeiten und nicht von Symptomen ablenken zu lassen. Diese Erkenntnis hat sich in über 40’000 Sitzungen bestätigt.
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