Unsicherheit muss nicht sein

Ursachen & Symptome

«Ein unsicherer Mensch lebt in einem Stress, wo die Unsicherheit von Minute zu Minute neu gebildet wird», erklärt Energiefeldmechaniker Rico Brunner. Das zeige sich zum Beispiel auch darin, dass ein unsicherer Mensch Mühe habe, Entscheidungen zu fällen. Im Gegensatz zu sicheren Menschen, hätten unsichere Menschen keine Sicherheit und hinterfragen sich selbst und alles ständig.

Bei unsicheren Menschen gehe es in der Energiefeldmechanik vor allem darum, den emotionalen Rückhalt zu stärken, das Vertrauen in sich selber zu stärken. «Damit daraus eine Widerstandsfähigkeit entsteht, wo sich die Unsicherheit Stück für Stück zurückzubilden beginnt, bis sie nicht mehr da ist», sagt Brunner.

Unsicherheit zu überwinden sei ein Prozess. «Es ist sehr wichtig, dass man bei kleinen Dingen beginnt, sich mit der Unsicherheit nicht mehr auseinanderzusetzen.» Und vor allem, dass man sich nicht mehr selbst verunsichere. «Denn wenn man sich nicht mehr verunsichert, wird man sicherer», betont Rico Brunner.

Rico Brunner, wann warst du das letzte Mal unsicher?

Gestern.

Was ist passiert?

Nichts Aussergewöhnliches. Ich bin oft unsicher, weil für mich Unsicherheit immer ein Wegweiser ist, dass irgendwas ungeklärt ist. Etwas nicht optimal läuft. Und für mich ist es dann immer eine Chance, wenn ich unsicher bin, zu schauen: Okay. Warum bin ich unsicher? Was stimmt nicht? Was kann man optimieren, bis man sich dann wieder sicher fühlt?

Was sind mögliche Gründe, dass jemand immer wieder unsicher ist im Alltag?

Ich glaube, da muss man unterscheiden. Es gibt die gesunde natürliche Unsicherheit. Und dann gibt es die Unsicherheit aus einer permanenten Überforderung heraus. Das kann man sehr schnell herausfinden, welche Form der Unsicherheit man hat. Bei kleineren natürlichen Unsicherheiten kommt man schnell zu einer Entscheidung. Man findet mit viel Leichtigkeit einen Weg. Bei Unsicherheiten, die grösser sind, da nützen Ratschläge nichts. Dann fragt man immer wieder dasselbe. Man bleibt immer am selben Punkt. Man dreht sich im Kreis. Und dann blockieren eigentlich die Unsicherheiten.

Wie verhält sich in diesem Fall ein unsicherer Mensch?

Ein unsicherer Mensch löst beim Gegenüber in den meisten Fällen Ablehnung aus, weil sich ein unsicherer Mensch aus der Überforderung heraus abzugrenzen beginnt. Ein unsicherer Mensch macht den Eindruck, als ob er nichts verändern will, uneinsichtig ist. Ein unsicherer Mensch lebt in einem Stress drin, wo die Unsicherheit von Minute zu Minute neu gebildet wird. Also, mit einem unsicheren Menschen kann man eine halbe Stunde sprechen, und er fühlt sich sicher. Dann geht er zur Tür heraus und ist unsicher. Es ist, wie wenn das Gespräch nie stattgefunden hat.

Können unsichere Menschen zum Beispiel schlecht Komplimente annehmen?

Ich würde sagen: Ja, die meisten unsicheren Menschen haben Mühe, Komplimente anzunehmen. Weil sie gar nicht am Punkt sind, dass die Komplimente für sie akzeptierbar sind. Also ich sage mal, wenn um mich herum tausend Entscheidungen gefällt werden müssen: Soll ich jetzt links oder rechts, oben, unten? Was ist richtig? Und dann sagt mir jemand: «Du bist gut», dann denke ich: «Mein Gott, hör auf! Ich habe andere Probleme. Das stimmt doch gar nicht. Wenn ich gut wäre, dann könnte ich diese Probleme alle lösen.»

Also, ich glaube, jemanden, der unsicher ist, muss man sich so vorstellen: Das ist so eine innere Hektik, wo man nicht zur Ruhe kommt. Ist so, wie ein Pingpongball oder ein Flipperball ist, der immer herumgeschlagen wird.

Also auch, dass man sich dann in etwas verrennen kann?

Man verrennt sich dann in Dinge, aber nicht in dem, dass man an Dingen festhält, sondern in dem, dass man sich in Variationen verrennt. Das wäre ja dann wie: Ich will heute Morgen ein T-Shirt anziehen und sage ich: «Ich ziehe ein rotes an. Oh, nein! Oh, passt nicht. Dann ziehe ich ein blaues an. Okay.» Dann habe ich das blaue an und merke: Ah, das grüne wäre eigentlich besser. Und irgendwann habe ich zehn T-Shirts rausgenommen und ziehe sie die ganze Zeit an. Und dann bleibe ich vor dem Spiegel sitzen und denke mir: «Ich habe nichts anzuziehen.» Das ist die Unsicherheit, die bewirkt, dass man sich nicht entscheiden kann. Weil keine Entscheidung einem die Sicherheit gibt, dass es gut ist.

Wofür braucht man denn diese Sicherheit?

Ich glaube, diese Sicherheit ist eine Gewissheit, wo man abhaken kann, dass jetzt dieser Teil erledigt ist. Ich sage mal, ein sicherer Mensch, das sind jetzt banale Beispiele, der zieht ein T-Shirt an und denkt nicht drüber nach. Und ein unsicherer Mensch, der zieht ein T-Shirt an und denkt darüber nach. Und mit dem Darübernachdenken kommt er auf Probleme, auf Situationen, auf Erkenntnisse, die eigentlich keinen Nutzen haben. Die nur aus Unsicherheit entstehen.

Sind das dann zum Teil auch Erkenntnisse, die dann nur im Kopf dieses Menschen stattfinden, aber mit der Realität oder dem, was zum Beispiel das Gegenüber denkt, nichts zu tun haben?

Es hat mit dem, was das Gegenüber denkt, nichts zu tun. Oder wenn das Gegenüber das sogar noch denken würde, hätte es keine Bedeutung. Das wäre ja so wie: Welche Farbe vom T-Shirt ziehe ich an? Und dann, nach langem Hin und Her, gehe ich mit dem grünen T-Shirt heraus. Und dann denke ich: «Oh. Mag der mich jetzt, wenn ich ein grünes T-Shirt anhabe? Oder lehnt der mich ab? Oder denkt der jetzt, ich bin so oder so?» Und das sind Fragen, die das Gegenüber, sofern er stabil ist, sich eigentlich gar nicht stellt. Der denkt höchstens: «Aha, grün. Okay. Steht ihm nicht gut. Aber ist ja nicht mein Problem. Es geht ja um anderes in dieser Begegnung.»

Also hat es auch mit Vertrauen zu tun. Dass ein unsicherer Mensch sich selber und seinem Umfeld zu wenig Vertrauen entgegenbringen kann.

Grundsätzlich ja. Man kann sogar sagen: Das Vertrauen baut auf Sicherheit auf. Und wenn ich unsicher bin, dann kann ich auf diese Unsicherheit kein Vertrauen aufbauen. Und das löst dann eigentlich aus, dass ich keine Entscheidungen wirklich fällen und durchziehen kann. Weil ich alles immer wieder hinterfrage. Also, wenn ich eine Sicherheit habe, dann hinterfrage ich nicht mehr. Und wenn ich unsicher bin, dann habe ich keine Sicherheit. Und darum hinterfrage ich eigentlich die ganze Zeit.

Also brauchen Menschen, die unsicher sind, eigentlich permanent Bestätigung.

Nein, weil die Bestätigung nicht bei ihnen ankommt. Was man aber auch sagen muss: Unsicherheiten sind oft auch Gewohnheiten, die man sich antrainiert. Und da muss man auch schauen: Kann man diese Unsicherheit überwinden in dem, dass man sie nicht mehr zulässt und sich nicht mehr mit der Unsicherheit auseinandersetzt? Ein bekanntes Beispiel ist: Ich gehe zur Tür heraus. Habe ich den Kochherd abgeschaltet? Wenn ich zurückgehe zehn Mal und von den zehn Mal ist es immer ausgeschaltet, dann darf ich mich ab dem elften Mal dazu zwingen, nicht mehr darauf zu achten. Bis ich so eine Sicherheit habe, dass ich dann nicht mehr das Gefühl habe: Habe ich den Kochherd ausgeschaltet? Das geht aber natürlich nur, wenn jemand jetzt leichte Unsicherheiten hat. Wenn jemand starke Unsicherheiten hat, ist es schwierig, aber durch eine Verhaltensveränderung können Unsicherheiten mindestens teilweise überwunden werden.

Hat das für dich auch mit Achtsamkeit zu tun?

Nicht unbedingt. Denn wenn ein unsicherer Mensch achtsam wird, würde sich die Unsicherheit verstärken. Denn Achtsamkeit heisst für mich, dass man Dinge bewusster wahrnimmt. Dass man auf Dinge achtet, die einem vielleicht sonst nicht so wichtig erscheinen, damit man eine grössere Variation des Lebens bekommt. Und in dem Moment, wo ich Unsicherheiten habe, sehe ich schon viel und ist mir viel bewusst, was alles passieren kann. Ob was gut ist oder schlecht, was ich machen soll. Und wenn ich dann noch die Achtsamkeit erhöhe, dann ist das ein Multiplikator für die Unsicherheit.

Wie arbeitest du konkret jetzt mit einem Klienten, der unsicher ist?

Da geht es vor allem darum, den emotionalen Rückhalt zu stärken, das Vertrauen in sich selber zu stärken. Damit daraus eine Widerstandsfähigkeit entsteht, wo so Stück für Stück die Unsicherheit eigentlich sich beginnt zurückzubilden, kleiner zu werden. Bis sie dann verschwindet und nicht mehr da ist.

Was sind jetzt deine Tipps, wie jemand, der sich jetzt von diesem Thema Unsicherheit angesprochen fühlt, besser damit umgehen kann im Alltag?

Unsicherheit zu überwinden ist ein Prozess. Ich glaube, sehr wichtig ist, dass man beginnt, da, wo es möglich ist, bei kleinen Dingen, sich mit der Unsicherheit nicht mehr auseinanderzusetzen. Ich nehme nochmals die T-Shirts, die ich morgen anziehe. Dass ich sage: «Okay. Ich zwinge mich.» Ich mache den Kasten auf. Das erste T-Shirt, das ich in der Hand habe, ziehe ich raus. Ich schliesse den Kasten. Ich ziehe es an. Und ich stelle mich dieser Frage nicht mehr. Ich verunsichere mich selber nicht mehr. Und ich glaube, es ist wichtig, wenn man unsicher ist, dass man aufhört, sich selber zu verunsichern. Aber natürlich nicht mit allem auf einmal, sondern auch Stück für Stück. Denn wenn man sich nicht mehr verunsichert, wird man sicherer.

Rico Brunner, 1971 in Chur, Schweiz, geboren.
Betreibt seit 1998 seine eigene Praxis in St.Gallen.
Das Ziel von Rico Brunner ist, Menschen in die eigene Kraft, Stärke und Potential zu begleiten. Er ist überzeugt, dass die Entwicklungsmöglichkeiten unendlich sind und das ist die Basis für lebenslanges Lernen und Entwickeln. Sein Ansatz: An Ursachen zu arbeiten und nicht von Symptomen ablenken zu lassen. Diese Erkenntnis hat sich in über 40’000 Sitzungen bestätigt.
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